Universalautomation.org wächst auf 88 Mitglieder

Automatisieren ohne proprietäre Systeme

Hauptversammlung der Universalautomation.org im Barcelona 2024

Die unabhängige Organisation Universalautomation.org (UAO) ist auf 88 Mitglieder angewachsen. Anlässlich des „ARC Industry Forum Europe“ im Mai 2024, zu dessen Sponsoren die UAO gehört, fand in Barcelona die Jahreshauptversammlung der Organisation statt. Hierbei wurde unter anderem der Vorstand um neue Mitglieder wie AS-Rock Industrial Computer und Yokogawa erweitert. John Conway, derzeitiger Präsident der UAO, kündigte zudem seinen Rücktritt zum Jahresende an. Seine Nachfolge als Repräsentantin von Schneider Electric hat bereits Raquel Torres angetreten, die auch Ecosystem Director der UAO ist. Einzelne Mitglieder wie „Gr3n“, Aalto University, LTU University, Kongsberg Maritime und R. Stahl stellten in Barcelona auch ihre IEC61499-basierten Projekte oder Lösungen vor, in denen die Runtime der UAO implementiert ist.

„Das Interesse an unserem Automatisierungsansatz ist in den vergangenen zwölf Monaten noch einmal massiv gestiegen“, berichtet Greg Boucaud, Chief Marketing Officer der Universalautomation.org. „Mittlerweile können viele Fachleute besser einordnen, was genau wir vorhaben und wie wir uns positionieren.“ 

Die von der UAO bereitgestellte Runtime Execution Engine ermöglicht im Unterschied, aber nicht in Konkurrenz zu Ansätzen wie MTP, NOA, OPC UA oder O-PAS, die Auflösung proprietärer Automatisierungsstrukturen. Wird die Runtime beispielsweise in einer SPS-Steuerung implementiert, so ist für deren Programmierung keine Entwicklungsumgebung des gleichen Herstellers oder der gleichen Generation erforderlich. Dies führt unter anderem zu einer Entkopplung der Lebenszyklen von Hard- und Software und vereinfacht die Wiederverwendung von Programmcode. Daraus ergeben sich erhebliche Vorteile für die Migration und Integration, aber auch für die Flexibilität und Modernisierung von Anlagen.

Dezentraler Automatisierungsansatz der Universalautomation.org

Grundsätzlich folgt der Ansatz der UAO nicht, wie sonst in der Automatisierungswelt üblich, der IEC61131, sondern der bereits 2005 erstmals veröffentlichten IEC61499. In ihren Grundzügen beschreibt diese Norm einen dezentralen Automatisierungsansatz, der eine hardwareunabhängige Verteilung von Programmcode vorsieht. Grundlage dafür sind herstellerneutrale Software-Objekte, die nicht über globale Variablen an ein bestimmtes Projekt gebunden sind. Mit Prof. Valeriy Vyatkin von der finnischen Aalto University und seit diesem Jahr auch Prof. Alois Zoitl von der Johannes Kepler Universität Linz gehören zwei Wissenschaftler der UAO an, die die akademische Forschung im Bereich IEC61499 in den letzten Jahren entscheidend vorangetrieben haben. Weitere Mitglieder aus dem universitären Umfeld sind seit kurzem die Technische Universität Košice, die Universidade Federal do Rio Grande do Norte und die University of Warwick aus England.

Nutzung von UAO in der Industrie

Verschiedene Mitgliedsunternehmen haben bereits gezeigt, dass und wie der Ansatz von Universalautomation.org funktioniert. So hat Schneider Electric mit seiner UAO-fähigen Softwareplattform Ecostruxure Automation Expert gemeinsam mit Gea, Wilo oder dem deutschen Maschinenbauer Lödige erste Automatisierungsprojekte auf Basis der IEC61499 realisiert. Auf der letzten Namur-Hauptsitzung wurde zudem ein für BASF entwickelter Demonstrator vorgestellt.

Ein weiterer Anwendungsfall kommt aus der Schweiz: Das Start-up „Gr3n“ aus Chiasso nutzt den UAO-Ansatz für die Automatisierung seiner modularen Anlagen zum umweltfreundlichen Recycling von PET. Gerade für Start-ups, die ihre neuen Anlagen ständig weiterentwickeln und verschiedene Hardware-Konfigurationen ausprobieren müssen, ist die Entkopplung der Lebenszyklen von Hard- und Software ein enormer Vorteil. Zudem ist die Auswahl der geeigneten Hardware nicht mehr vom Hersteller abhängig. „Gr3n" kann stattdessen rein nach funktionalen Gesichtspunkten entscheiden oder danach, was gerade verfügbar ist. Unter den Herstellern, die die UAO Runtime Execution Engine bereits in ausgewählte Produkte implementiert haben, sind Advantech, AS-Rock, Belden, ESA, Flexbridge, Kongsberg, Matribox, Odot, Phoenix Contact, R. Stahl und Schneider Electric.