EAD-Talk über Klimaschutz durch Energiemanagement-Systeme von Janitza

Patrick Steiß, Umwelt- und Energiemanager, im Gespräch

Patrick Steiß, Umwelt- und Energiemanager bei Janitza

Janitza hat sich als Unternehmen verpflichtet, bis 2030 klimaneutral zu werden. Um dieses Ziel zu erreichen, hat der Hersteller von Energiemanagement-Systemen mit seinen hauseigenen Lösungen alle internen energetischen Prozesse unter die Lupe genommen. So wurde Transparenz über die Energieverbräuche geschaffen und die CO2-Emittenten identifiziert. Patrick Steiß, Umwelt- und Energiemanager bei Janitza, erklärt im exklusiven Interview, welchen Weg zur Klimaneutralität das Unternehmen dabei nimmt und wie von dem daraus gewonnenen Wissen Kunden profitieren können.

Nach diesen internen Schritten folgen dann die Herausforderungen außerhalb unseres direkten Geschäftsfelds:  Wir gehen diese mit Lieferanten und Logistikern für vor- und nachgelagerte Prozesse an,  für gemeinsame Lösungen, um  die CO2-Emissionsmenge zu reduzieren. Realistischerweise wird es vermutlich immer einen Teil in der Lieferkette geben, auf den man keinen Einfluss nehmen kann. Deshalb werden wir mit kompetenten Partnern Ausgleichsprojekte für den Klimaschutz auswählen, die zu unserer Firmenphilosophie passen. So soll die angesprochene Menge an kurzfristig nicht vermeidbaren Emissionen kompensiert werden: vorwiegend in Entwicklungsländern, in denen wir zertifizierte Projekte nach Goldstandard unterstützen. Auch hier werden wir ganz im Sinne unseres Energiemanagements auf die Wirksamkeit dieser Projekte achten. Beispielsweise befürworten wir Projekte zum Ausbau erneuerbarer Energien und Vorhaben zum Schutz und Erhalt von Ökosystemen. Beide Projektarten tragen zur Reduzierung  der CO2-Emissionen bei.

Wie unterstützt Janitza Kunden dabei, in ihrer Produktion den CO2-Ausstoß signifikant zu reduzieren?

Alle Erkenntnisse für die oben beschriebenen Maßnahmen wurden mit unseren hauseigenen Lösungen gewonnen. Dieses Know-how können wir jetzt mit unseren Kunden teilen. Das betrifft sowohl unsere Hard- als auch Software. Unsere Messgeräte sammeln Daten für den reinen Energieverbrauch. Dazu gehört Energie in Form von Strom, aber auch Gas, Öl oder Benzin. Die Software im Hintergrund greift die Datenpakete auf und visualisiert sie. Sie zeigt, welche Prozesse Emissionen verursachen, wie man sie beeinflussen kann sowie den daraus erzielten Netto-Effekt. So erhalten Anwender einen Einblick, wie es um die Energieverteilung steht, an welcher Stelle etwas passiert und wo es Handlungsbedarf für Verbesserungen und mehr Effizienz gibt. Damit wird die Transparenz gesteigert.

Mit dem daraus gewonnenen „Carbon Code“ lassen sich valide Kennzahlen festlegen und Maßnahmen identifizieren. Der Anwender gewinnt mit dem Einsatz unserer Produkte eine energetische Bilanzierung seiner Emissionen, egal ob für einzelne Maschinen, Prozesse oder ganze Standorte, mit voller Transparenz.

Patrick Steiß von Janitza und Susanne Woggon von Tropal Media im Gespräch

Spielt auch die Spannungsqualität eine wichtige Rolle?

Ja unbedingt, denn auftretende Störungen können Produktionsanlagen und damit die wirtschaftliche Tätigkeit gefährden. Um die Spannungsqualität zu bewerten, setzen wir ebenfalls unsere Software „GridVis“ ein, welche dem Anwender den Zustand seines Netzes und aktuelle Störfaktoren zeigt. Unser Lastmanagement analysiert über Messgeräte, was vor Ort passiert. Regelmäßige Spitzen und ihre Verursacher werden visualisiert. Für die richtige Priorisierung lassen sich vermeidbare oder notwendige Verbräuche aufdecken. So kann man festlegen, in welcher Reihenfolge Maschinen oder Anlagen ein- und ausgeschaltet werden, um Spitzen aufzulösen. In Summe lassen sich so weitere Einspareffekte erzielen, die sich positiv auf Betriebskosten, Nachhaltigkeit und die Versorgungssicherheit auswirken, weil der Gesamtbedarf an Energie sinkt.
Mit diesem Komplettpaket aus Erfassung, Analyse und Auswertung können wir unsere Kunden unterstützen, dem Ziel der Energieeinsparung und CO2-Reduktion näherzukommen und voranzugehen. Das funktioniert nicht über „Produkte von der Stange“, sondern mit einer individuellen Software-Lösung für das jeweilige Unternehmen.

Welche neuen technischen Lösungen wird Janitza auf der SPS Messe 2023 vorstellen?

Auf der SPS in Nürnberg stellen wir die Klimaneutralität in den Fokus. Wir möchten gerne zeigen, was mithilfe unserer Software im Bereich des CO2-Monitorings möglich ist. Historisch gesehen kommen wir von der Erfassung der Energiedaten. Mit unserer Software lassen sich mittlerweile diese Energieverbräuche auch in CO2-Emissionen darstellen. Unternehmen erhalten so Transparenz für ihre Klimabilanz mit dem dazugehörigen Wissen, dass das System bei Janitza intern bereits erfolgreich in der Praxis erprobt wurde.

Zudem zeigen wir auf der SPS Low-Power-Geräte, die einen niedrigeren Ressourceneinsatz und eine erhöhte Sicherheit aufweisen. Zusammengefasst beweisen wir auf der Messe in Nürnberg, dass eine gute Transparenz die Grundlage für ein effektives Energiemanagement und damit für die Einsparung von Ressourcen zur Reduzierung der CO2-Emissionen bildet.

Zum Abschluss eine persönliche Frage: Wie setzen Sie sich als studierter Umweltmanager in Ihrem privaten Umfeld mit Klimaschutz auseinander?

Wenn man sich im Studium und im beruflichen Kontext mit Klimaschutz beschäftigt, ist es fast unmöglich, sich dem im privaten Umfeld zu entziehen. Denn dieses Thema hat per se zwei Seiten: Man sieht, wie verschiedene reichhaltige Ökosysteme in dieser Welt funktionieren. Auf der anderen Seite erfahren wir tagtäglich, dass dieser Schatz immer stärker zerstört wird. Das kann einen schnell frustrieren.

An dieser Stelle möchte ich gerne für ein ganz besonderes Vorgehen werben: Suffizienz, also Verzicht. Nicht immer mehr, sondern mit dem eigenen Ressourceneinsatz in den Grenzen einer ökologischen Verträglichkeit bleiben. Ich hinterfrage mich tatsächlich mehrfach am Tag, ob ich jetzt wirklich dieses Produkt oder diese Dienstleistung benötige. Denn was ich nicht konsumiere, hat netto gesehen den größten Effekt. Das kann zum Beispiel auch die Überlegung sein, ob ein funktionierendes Verbrenner-Auto gegen ein neues E-Fahrzeug eingetauscht werden soll. Denn nicht nur CO2-Emissionen haben einen Einfluss auf das Klima und unsere Ökosysteme, sondern auch der Ressourceneinsatz von Wasser und Rohstoffen wie Lithium, Metall, Kunststoff und Gummi - also eine gesamtheitliche ökologische Bewertung. Man sollte sich bei all seinen Entscheidungen bewusst machen, welche Konsequenzen durch das eigene Handeln entstehen und ob man bereit ist, diese auch zu tragen.

Ein anderes Beispiel ist die Überlegung, ob man wirklich so überdimensioniert wohnen muss, wie heute üblich, oder man sich auf weniger Platz beim Wohnen beschränkt. All die Klassiker wie Umstellung auf Ökostrom, Fahrrad statt Auto, wärmere Klamotten statt Heizung hochdrehen, Fernreisen und Fleischkonsum hinterfragen und so weiter - das sind Denkanstöße, an die ich gerne bei mir selbst, aber auch im privaten Umfeld appelliere.

Herr Steiß, wir danken Ihnen für all die Einblicke und das sehr interessante Gespräch!