VDMA senkt Produktionsprognose auf real minus acht Prozent
Produktion im Maschinenbau 2024 deutlich schwächer als erwartet
Dienstag, 10. September 2024
| Redaktion
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VDMA senkt Umsatz- und Produktionsprognose für deutschen Maschinenbau für 2024
VDMA senkt Umsatz- und Produktionsprognose für 2024, Bild: VDMA

Die Produktion im Maschinenbau in Deutschland hat in den ersten sieben Monaten des laufenden Jahres mit einem realen Minus von 6,8 Prozent die Erwartungen deutlich verfehlt. „Die Konjunktur verlief in diesem Zeitraum eher enttäuschend. Zwar hatten wir noch nicht mit einer moderaten Erholung gerechnet, wohl aber mit einer nachhaltigen Stabilisierung auf niedrigem Niveau. Diese blieb aus; mehr noch: Der Auftragseingang und auch zahlreiche Geschäftsklimaindikatoren mussten signifikante Rückschläge hinnehmen“, erklärt VDMA-Chefvolkswirt Dr. Ralph Wiechers. Die VDMA-Volkswirte reduzieren daher ihre Produktionsprognose für das laufende Jahr von bisher minus vier auf minus acht Prozent gegenüber dem Vorjahr.

Die Auslastung der Kapazitäten in den Maschinenbau-Unternehmen lag laut Ifo-Institut im Juli bei 79,4 Prozent. Dieser Wert liegt deutlich unter dem Mittelwert von 84,4 bis 89,1 Prozent. Mit 44 Prozent hatte fast die Hälfte der Maschinenbauer im Juli zu große technische Produktionskapazitäten. Lediglich fünf Prozent der Unternehmen meldeten Kapazitätsengpässe. Hersteller mit derzeit zu großen Personalkapazitäten kompensieren dies zumeist durch den Abbau von Arbeitszeitkonten sowie verstärkt durch Kurzarbeit. Die Zahl der Beschäftigten wird dadurch weitgehend stabil gehalten. Fast die Hälfte der Unternehmen klagte über Produktionsbehinderungen durch Auftragsmangel. „Der Auftragseingang lag in den ersten sieben Monaten des Jahres real elf Prozent unter seinem Vorjahreswert. Während sich bis einschließlich April noch eine Talsohle sowohl der Auslands-, als auch der Inlandsbestellungen abzeichnete, änderte sich das Bild ab Mai wieder zum Schlechteren“, erläutert der VDMA-Chefvolkswirt.

Ausblick getrübt durch schwachen Welthandel und globale Stimmungseintrübung

Unsicherheiten, Kriege und Handelskonflikte lassen derzeit keine spürbare Verbesserung der Lage erwarten. In Europa ist der künftige wirtschaftspolitische Kurs sowohl der EU als auch vieler Mitgliedsstaaten nach den jüngsten Wahlen unklar. Zudem hält sich die Inflation in einigen Ländern hartnäckiger als erwartet, so dass Zinssenkungen in wichtigen Märkten wie den USA oder der EU langsamer als erwartet erfolgen. In den USA, dem wichtigsten Exportmarkt des deutschen Maschinenbaus, zeichnet sich eine Schwächephase ab. Gleiches gilt, wenn auch aus anderen Gründen, für China. Im ersten Halbjahr 2024 sanken die Maschinenexporte aus Deutschland nominal um 4,8 Prozent auf 100,6 Milliarden Euro.

Zinssenkungen geben Anlass zur Hoffnung

„Hoffnung macht beim Blick voraus, dass die Inflation nahezu weltweit weiter zurückgehen wird. Erste Zentralbanken haben bereits den Zinssenkungszyklus eingeläutet, andere werden folgen. Es besteht also die berechtige Chance darauf, dass zum Jahresende und im Verlauf des Jahres 2025 positive geldpolitische Impulse für den Konjunkturverlauf gesetzt werden“, sagt Wiechers. „Darüber hinaus sollte in vielen Ländern der private Konsum endlich von den gestiegenen Reallöhnen profitieren. Das sollte sich mittelbar und zeitverzögert positiv auf die Investitionsgüterkonjunktur auswirken“. Schwer abzuschätzen ist dagegen, wie sich die Handelspolitik und die Staatsfinanzen rund um den Globus weiter entwickeln und damit die Entwicklungen im Maschinenbau beeinflussen werden. „Zweifelsfrei als Risiken einzustufen sind Handelsbeschränkungen im Allgemeinen, ein verschärfter Handelskrieg der USA mit China, der auch Europa erfasst, die weitere Eskalation des Russland-Ukraine-Kriegs sowie ein anhaltender militärischer Konflikt im Nahen Osten mit Ausweitung auf weitere Länder“, betont der VDMA-Chefvolkswirt.

Maschinenbau rechnet für 2025 mit Trendwende

„Unter der Annahme, dass der Auftragseingang gegen Ende dieses Jahres seine Talsohle erreichen wird, müssen wir uns für die nachlaufende Produktion mindestens für die erste Hälfte 2025 noch auf Minusraten zum Vorjahr einstellen. Zudem starten wir mit einem sogenannten statistischen Unterhang ins neue Jahr, brauchen also im Jahresverlauf Wachstum, um nur das Vorjahresergebnis zu erreichen. Das ist ehrgeizig. Daher schätzen wir, dass die reale Produktion im Maschinen- und Anlagenbau im Jahr 2025 nochmals zwei Prozent unter dem Vorjahr liegen wird. Nominal könnte es auf eine Stagnation hinauslaufen.“
 

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