Dr. Kurt Schmalz im Interview: „Zukunft gehört smarten, flexiblen und intelligenten Vakuum-Produkten“

Technologie löst nicht alle Probleme

Dr. Kurt Schmalz

Hohe Energiepreise, eine schwächelnde Wirtschaft, Fachkräftemangel: Um diese Themen kommt auch das Unternehmen Schmalz nicht herum. Das erste Halbjahr 2023 ist für den Hersteller von Automatisierungslösungen mit Vakuum nach eigenen Angaben spürbar besser als erwartet gelaufen. Seit dem Sommer habe sich die Auftragslage abgekühlt. Widersprüchliche Signale der weltweiten Konjunktur in Richtung Erholung oder Rezession sorgen bei vielen Unternehmen zu Sparkursen bis hin zu Kurzarbeit, Einstellungsstopps und aufgeschobenen Investitionen. In einem Interview erklärt Dr. Kurt Schmalz, geschäftsführender Gesellschafter von J. Schmalz, wie er die Entwicklung seines Familienunternehmens bewertet, was künstliche Intelligenz im Bereich Vakuum bewirkt und welche Rahmenbedingungen er sich von der Politik wünscht, um Deutschland als Wirtschaftsstandort zu bewahren.

Herr Schmalz, Ihr Unternehmen ist mit den Segmenten Vakuum-Automation, Handhabung und Energiespeicher breit aufgestellt. Wie entwickeln sich die einzelnen Sparten?

Unser Portfolio in der Robotik und Automation wächst stetig, der Trend geht ganz klar zu mehr integrierter Intelligenz und Flexibilität. Betreiber benötigen nur noch eine einzige Lösung, die sich modular erweitern und anpassen lässt, um vielfältige Anforderungen zu erfüllen. Im Bereich Handhabungssysteme punkten wir durch Ergonomie und Arbeitsschutz. Das ist insbesondere in Zeiten des demografischen Wandels wichtig: Mit unseren Produkten bewegen Anwender schwere Lasten mühelos mittels Vakuum. Und mit unserem jüngsten Geschäftsfeld, den Energiespeichern, sind wir gerade eine Partnerschaft mit Volt-Storage eingegangen. Für deren Gewerbespeicher steuern wir unsere Stacks bei. Das ergibt ein perfektes Duo für regenerative Energieerzeugung und -speicherung mit Redox-Flow-Batterien.

Die Wirtschaft erlebt derzeit wechselhafte Marktsituationen. Welche Veränderungen in der politischen Landschaft wünschen Sie sich, um die Herausforderungen besser anzugehen?

Wir benötigen mehr Initiativen, um die Unternehmen wettbewerbsfähiger zu machen und Investitionen in Zukunftstechnologien zu fördern. Dazu gehören auch ein Bürokratieabbau und eine Absenkung der Stromsteuer. Das Steuersystem muss innovations- und investitionsfreundlicher werden, um die Attraktivität des Wirtschaftsstandorts Deutschland zu steigern. Nur über mehr Wachstum lässt sich der Staatshaushalt nachhaltig konsolidieren. Die Politik muss erneuerbare Energien noch stärker fördern, um die Klimaschutzziele zu erreichen und den Unternehmen ausreichende Mengen an bezahlbarer Energie zur Verfügung zu stellen. Nachhaltigkeit und Klimaschutz sind Werte, die Schmalz sehr wichtig sind.

Neben hohen Energiepreisen belastet der Fachkräftemangel das Geschäftsleben. Wie gehen Sie damit um?

Das sind Probleme, die viele Unternehmen in unserer Branche betreffen. Die hohen Energiepreise haben Auswirkungen auf die Herstellungskosten. Um am Ende wettbewerbsfähig zu bleiben, braucht es Konzepte, die die Effizienz in der Fertigung steigern. In unserem Portfolio befinden sich Lösungen, die Produktionsprozesse optimieren und Ressourcen nachhaltiger einsetzen. Den Mangel an Fachkräften müssen sowohl wir als auch unsere Kunden ausgleichen. Wo Personal ohnehin knapp ist, wird es umso wichtiger, auf die Gesundheit der vorhandenen Mitarbeitenden zu achten. Unsere ergonomischen Handhabungs-Produkte sind daher darauf ausgerichtet, die Arbeitskräfte zu ergänzen und körperlich zu entlasten. Dazu fördert die Personalnot auch den Trend zur Automatisierung. Mit unseren Automatisierungs-Lösungen helfen wir Kunden dabei, aus der Not eine Tugend zu machen.

Welche Rolle spielen Innovationen?

Innovative Lösungen zu entwickeln, ist seit jeher unser Anspruch. Wir haben ein großes Team aus Entwicklerinnen und Entwicklern und arbeiten zudem eng mit Hochschulen zusammen. So verknüpfen wir zum Beispiel am Campus Schwarzwald Theorie mit Praxis. Die Studierenden forschen direkt an und mit unseren Maschinen. Unser Ziel ist es, die Technologieregion Schwarzwald voranzubringen, kluge Köpfe in die Gegend zu holen und zu halten. Die Zukunft gehört smarten, flexiblen und intelligenten Vakuum-Produkten, die zugleich effizient und nachhaltig sind. Genau dafür benötigen wir viel Know-how und frische Ideen.

Wie sehen Sie die zukünftige Entwicklung von KI in Ihrer Branche?

Künstliche Intelligenz wird die Zukunft der Automatisierung gestalten. Selbstlernende Systeme ermöglichen nicht nur eine präzisere und effizientere Steuerung unserer Lösungen, sondern bieten auch die Chance, sich an veränderte Produktionsanforderungen anzupassen. Zudem schafft KI neue Möglichkeiten für die Zusammenarbeit von Mensch und Maschine. Smarte Technologien werden eine Schlüsselrolle dabei spielen, die aktuellen Herausforderungen, von den hohen Kosten über holprige Lieferwege bis hin zum Fachkräftemangel, zu meistern.

Herr Schmalz, wir danken Ihnen für das interessante Gespräch!
 

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