Mit 95 Millionen US-Dollar Risikokapital im Rücken will das kanadische Technologieunternehmen Vention kleinen und mittelständischen Unternehmen in Deutschland die Automatisierung ihrer Produktion erleichtern. Vention setzt für seine Expansion auf die wirtschaftliche Dynamik in der Robotik- und Automatisierungsbranche. Die deutsche Robotik- und Automatisierungsbranche ist auf Wachstumskurs, wie der Branchenverband VDMA berichtet. Im laufenden Jahr soll der Umsatz auf 16,2 Milliarden Euro steigen. Das wäre ein neues Rekordergebnis. Getrübt werden diese Aussichten durch eine andere Zahl: China wird Deutschland bei der Roboterdichte in diesem Jahr überholen, laut VDMA ein wichtiger Indikator für den Automatisierungsgrad einer Volkswirtschaft.
„Wir beobachten die Entwicklungen im deutschen Robotik- und Automatisierungsmarkt sehr genau“, sagt Etienne Lacroix, CEO von Vention. „Einerseits sehen wir zahlreiche Anbieter mit höchster Qualität made in Germany. Andererseits könnte die Automatisierung in vielen Unternehmen schneller voranschreiten. Das Automatisierungspotenzial in kleinen und mittleren Unternehmen in Deutschland ist groß.“ Lacroix sieht einen Grund dafür im komplexen und langsamen Anwenderprozess beim Entwerfen, Automatisieren und Bereitstellen von Automatisierungsequipment. Heutige Fertigungshallen bestehen aus einer Vielzahl von Roboterarmen, Förderbändern, Sensoren und Werkzeuggeräten. Jede Komponente hat ihre eigenen Kompatibilitätsstandards, Programmiersprachen und Verkaufsstellen. Hinzu kommen hohe Kosten für die Systemintegration. „All das verlangsamt die Automatisierung“, sagt Lacroix.
Vention möchte das mit seiner Cloud Manufacturing Automation Platform (MAP) ändern. Die Plattform ermöglicht es Anwendern, Automatisierungsequipment direkt über ihren Webbrowser zu entwerfen, zu automatisieren, zu bestellen und bereitzustellen. Durch ein eigenes, praxiserprobtes und modulares Plug-and-Play-Hardware-Ökosystem reduziert Vention das erhebliche Technologierisiko, das mit allen Automatisierungsprojekten verbunden ist. Mit MAP können Benutzer aus Tausenden modularen Teilen, intelligenten Designtools und Echtzeitpreisen auswählen, um innerhalb von Minuten Roboterzellen und automatisierte Geräte zu erstellen. Das Unternehmen arbeitet mit internationalen Roboterherstellern wie Fanuc, Universal Robots und Doosan zusammen, um den Anwendern Komplettlösungen anzubieten. Durch den Einsatz von Vention können Unternehmen ihre industriellen Automatisierungsprojekte nach Unternehmensangaben fünfmal schneller vorantreiben, mit bis zu 40 Prozent geringeren Kosten als bei herkömmlichen Methoden. Bisher hat Vention 3.000 Kunden, die insgesamt über 16.000 Maschinen mit der Cloud-Plattform konfiguriert und installiert haben.
Vention hat im Mai 2022 in einer Series-C-Finanzierungsrunde 95 Millionen US-Dollar eingesammelt. Mit dem neuen Kapital will das Unternehmen in Europa und Deutschland expandieren. „Der deutsche Markt für Automatisierung nimmt nach der Pandemie wieder Fahrt auf“, ist sich Lacroix sicher. „Maschinenbauer haben volle Auftragsbücher und die Nachfrage nach Automatisierung und Robotik steuert auf Rekordniveau zu. Wir wollen die Automatisierung auch für kleine und mittlere Unternehmen weiter demokratisieren.“
Vention stellt auf der Leitmesse Automatica in München eine erweiterte Version seiner Cloud-Plattform vor. Eines der neuen Features ist die Integration in eine codefreie und Phyton-basierte Programmierumgebung, mit der sowohl Einsteiger als auch erfahrene Programmierer ihre automatisierten Geräte mühelos installieren und steuern können. „Unsere neue fortschrittliche Programmierumgebung macht die industrielle Automatisierung für alle Unternehmen zugänglich“, sagt Lacroix. Sie finden Vention auf der Automatica 2023 in Halle B4 am Stand 308.
