Janitza Energy Day rückt CO2-Neutralität in den Mittelpunkt

Janitza Energy Day 2024: Patrick Steiß erklärt die neun plantaren Grenzen

Bereits zum zweiten Mal hat Janitza Anfang Februar 2024 einen Energy Day veranstaltet, um Perspektiven für die Erreichung von CO2-Neutralität aufzuzeigen. Zunächst vermittelte Patrick Steiß einen Einblick in die Thematik und in die Bedeutung des Ziels, den Ausstoß von Kohlenstoffdioxid massiv zu reduzieren. Im Pariser Klimaschutzabkommen haben sich 2015 die Mehrzahl der Staaten verpflichtet, die Erderwärmung auf deutlich unter zwei Grad Celsius oder möglichst auf 1,5 Grad Celsius zu begrenzen, um den menschenverursachten Klimawandel aufzuhalten.

Welche Folgen es hat, wenn dieses Ziel verfehlt wird, zeigte der Umwelt- und Energiemanager von Janitza anhand der neun planetaren Grenzen auf und machte deutlich: Der Menschheit bleiben nur noch fünfeinhalb Jahre, bis das Klimabudget aufgebraucht ist. Werden die so genannten Kipp-Punkte erreicht, hat dies gravierende Folgen für Millionen von Menschen, sei es beispielsweise durch Überschwemmungen durch den Anstieg des Meeresspiegels oder Starkregenereignisse, Dürren durch extreme Hitzewellen, den massiven Verlust von Trinkwasserreservoirs durch das Abschmelzen der Gletscher und vieles mehr. Nach düsteren Szenarien und Prognosen von 1,5 Grad Celsius Erwärmung, zwei Grad Celsius und noch mehr war allen Teilnehmenden klar: Von Staaten über Unternehmen bis hin zum Einzelnen muss jeder seinen Beitrag leisten, um klimaschädliche Emissionen zu reduzieren.

Janitza Energy Day: Verbleibendes CO2-Budget, um die Erderwärmung auf 1,5 Grad Celsius zu begrenzen

Reinhold Messner fordert freiwilligen Verzicht zur Begrenzung der Erderwärmung

Dies bestätigte auch die Keynote von Reinhold Messner. Der erfahrene Bergsteiger gab Einblicke in seine bewegenden Erlebnisse und verband damit eine klare Botschaft: Es wird nur mit freiwilligem Verzicht jedes Einzelnen funktionieren, vor allem in den westlichen Industrieländern. Exemplarisch berichtete er von seiner ersten Achttausender-Besteigung des Nanga Parbat, die 1970 mit neun Tonnen Material und zahlreichen Helfern in wochenlanger Arbeit bewältigt werden musste. Als er die Tour 1978 ein zweites Mal unternahm, war er allein mit nur 60 Kilogramm unterwegs, was nicht nur den Material- und Personalaufwand, sondern auch die Zeit zum Gipfel und zurück massiv reduzierte. Übertragen auf Unternehmen bedeutet dies, Ressourcen zu sparen, den Energieverbrauch massiv zu senken und die Transformation von der Verbrennung fossiler Energieträger hin zu klimaneutralen Energiequellen voranzutreiben.

Energieverbräuche bis 2045 halbieren

Christian Noll, Geschäftsführer der Deneff, stimmte Messner zu. Sein Credo lautet: „Die beste Kilowattstunde ist die, die nicht verbraucht wird, weil sie nicht als CO2 in die Atmosphäre gelangt." Denn Energieeffizienz allein wird nicht ausreichen, um die Erderwärmung zu begrenzen. Dazu müssen auch im großen Maßstab funktionierende Prozesse beitragen, die Treibhausgase wieder aus der Atmosphäre entfernen. Noll betonte, dass der Energieverbrauch bis 2045 halbiert und Strom, möglichst aus nachhaltiger Erzeugung, als wichtigster Energieträger effizient genutzt werden müsse. Der Weg zur Energieeffizienz beginne mit der Erfassung des Verbrauchs. Nur so könnten Effizienzpotenziale gehoben und eine wirtschaftliche Energiewende ermöglicht werden. Als Beispiel stellte er die Initiative „Byte2Heat“ vor, die Abwärme aus Rechenzentren sinnvoll nutzt und damit auch die Erfüllung des Energieeffizienzgesetzes unterstützt.

Christian Noll betont in seinem Vortrag, dass der Energieverbrauch nicht nur reduziert, sondern auch dekarboniert werden muss

Aus der Praxis: Unternehmen auf dem Weg zur Klimaneutralität

Der zweite Teil des Energy Day stand ganz im Zeichen von Anwendungsbeispielen. Dr. Béla Waldhauser, Vorstand des „Climate Neutral Data Center Pact", berichtete, dass der Energiebedarf von Rechenzentren zwischen 2010 und 2022 um 70 Prozent gestiegen sei. Im gleichen Zeitraum habe sich die Effizienz, gemessen in Workload zu Energiebedarf, um 500 Prozent verbessert. Die Betreiber von Rechenzentren arbeiten kontinuierlich an Effizienzsteigerungen. Investitionen, beispielsweise in wassergekühlte Rechner, seien letztlich unumgänglich, um ausreichend Energie einzusparen. Stefan Scherzer von Scherzer Gemüse gab Einblicke in seinen Gemüseanbaubetrieb, den er bis zum letzten Beet im Gewächshaus mit Messtechnik ausgestattet hat, um ein genaues Bild der Energieströme zu erhalten. Sein erklärtes Ziel ist die CO2-Neutralität, die er durch Energieeffizienz und nachhaltige Energieerzeugung in absehbarer Zeit erreichen will. Sogar ein E-LKW ist bereits im Einsatz. Raphael Görner von Rittal und Andreas Zerfas von German Edge Cloud zeigten am Beispiel des Rittal-Werks in Haiger, wie Energiemesssysteme die Produktion von täglich 15.000 Schaltschränken transparent machen. Die digitale Integration des Standorts sei mit 250 Millionen Euro die größte Einzelinvestition des Unternehmens gewesen. Dazu zählen auch Energiemanagementsysteme von Janitza, mit deren Hilfe Transparenz über Energieverbräuche gewonnen, die gesammelten Daten visualisiert und der Produktion zur Verfügung gestellt werden. So konnten datenbasierte Prozessoptimierungen durchgeführt und Einsparpotenziale realisiert werden.

Raphael Görner von Rittal erklärt, wie das Schaltschrankwerk in Haiger durch Datentransparenz seinen Energiebedarf senken konnte

Lösungsansätze und rechtliche Rahmenbedingungen

Der letzte Teil der Veranstaltung widmete sich Lösungsansätzen zur CO2-Neutralität und den damit verbundenen rechtlichen Rahmenbedingungen. Linus Trips von Hubsters stellte eine unternehmensweite Datenplattform für eine kosteneffiziente Produktion vor, die zur Verbesserung der CO2-Bilanz beiträgt. Sebastian Ritter von Ifesca referierte über das Potenzial von Energiedatenprognosen als Basis für ein ganzheitliches Energiemanagement. Auch die Themen Förderung nachhaltiger Investitionen und gesetzliche Verpflichtungen für Unternehmen zur Reduzierung von Kohlenstoffdioxid kamen nicht zu kurz.

Reger Austausch über die Möglichkeiten von Unternehmen, CO2-Neutralität zu erreichen

Fazit des Janitza Energy Days 2024

Das Fazit des Janitza Energy Days 2024 ist so einfach wie anspruchsvoll: Unternehmen tragen als Bindeglied zwischen Politik, Wirtschaft und Verbrauchern eine große Verantwortung. Als Teil einer Wertschöpfungskette brauchen sie ein starkes Bewusstsein für die Notwendigkeit einer Transformation, um industrielle Prozesse zu dekarbonisieren. Der Energieverbrauch muss drastisch gesenkt und Ressourcen eingespart werden. Automatisierung und künstliche Intelligenz können dabei helfen, wertvolle Erkenntnisse zu gewinnen, um den richtigen Weg in Richtung CO2-Neutralität einzuschlagen und das Ziel so schnell wie möglich zu erreichen.