Deutsche Elektroindustrie steigert Umsatz 2023 auf 242 Milliarden Euro

ZVEI erwartet für 2024 Produktionsrückgang um zwei Prozent

ZVEI-Präsident Dr. Gunther Kegel zieht auf der Jahresauftaktpressekonferenz Bilanz für die deutsche Elektroindustrie

Auf der Jahresauftaktpressekonferenz hat der Branchenverband ZVEI einen Überblick über die aktuelle Situation der deutschen Elektroindustrie gegeben. So werde voraussichtlich ein Umsatz von 242 Milliarden Euro für 2023 verbucht, ein Plus von acht Prozent und erneut ein Rekordergebnis. Zudem entspräche dieser Wert einem Zehntel aller deutschen Industrieerlöse. ZVEI-Präsident Dr. Gunther Kegel bilanziert das vergangene Jahr: „2023 ist für die deutsche Elektro- und Digitalindustrie insgesamt recht ordentlich gewesen. Zum dritten Mal in Folge konnte die reale, preisbereinigte Produktion gesteigert werden, auf Basis der Zahlen bis einschließlich November um 1,4 Prozent.“ Damit habe sich die Branche in einem schwierigen Umfeld als robust erwiesen. „Zur Wahrheit gehört aber auch, dass die Unternehmen noch historisch hohe Auftragsbestände abarbeiten konnten, als die Neubestellungen spätestens ab dem zweiten Quartal bereits zurückgingen.“

Abermals hat sich die in ihrer Zusammensetzung heterogenen Digital- und Elektroindustrie uneinheitlich entwickelt. Den stärksten Produktionszuwachs haben Hersteller von Batterien mit einem Plus von sieben Prozent verzeichnet, gefolgt von elektronischen Bauelementen mit sechs Prozent Steigerung. Auch Energietechnik mit einem Zuwachs von vier Prozent und der Bereich Automatisierung mit drei Prozent plus konnten zulegen. Die Gebrauchsgüter dagegen haben einen deutlichen Rückgang von minus 13 Prozent verzeichnet. „Erfreulich ist, dass bei der Beschäftigung nochmals zugelegt werden konnte“, sagt Kegel. Allein in Deutschland beschäftigt die Branche 910.000 Menschen. Das entspricht einem Zuwachs von mehr als 12.000 Mitarbeitenden gegenüber 2022.

Prognose: Rückläufige Geschäftsentwicklung für 2024 erwartet

Für 2024 rechnet der ZVEI angesichts des schwierigen konjunkturellen Umfelds geprägt durch Inflation, hohe Zinsen und hohe Energiepreisen mit einem Produktionsrückgang von minus zwei Prozent. Teilbereiche wie Batterie oder Netzausbau seien davon nicht betroffen, hier werden eher mehr Aufträge erwartet. Doch B2B-Ausrüster aus der Automatisierung und Elektrifizierung erwarten hohe Produktionsrückgänge im ersten und zweiten Quartal. Aus dieser Entwicklung resultierend werden die Jahresüberschüsse für 2024 deutlich schwächer erwartet. Der ZVEI sieht hier eine Bereinigung nach starken Wachstumsjahren 2022 und 2023. Die Kapazitätsauslastung liege momentan bei rund 80 Prozent. Bereits 17.000 Mitarbeitende der Branche befinden sich in Kurzarbeit. Für Dr. Kegel noch keine dramatische Situation, weil die Zahlen deutlich unter dem Niveau der Corona-Zeit lägen und auch nicht damit zu rechnen sei, dass so viele Unternehmen von diesem Instrument Gebrauch machen werden.

Deutsche Elektroindustrie profitiert von Megatrends Elektrifizierung, Digitalisierung und Automatisierung

Generell, betont Dr. Kegel, wollen die Unternehmen die Chancen nutzen, die sich in dieser Phase der industriellen Transformation ergeben. Die Branche profitiere vor allem von langfristigen Megatrends Elektrifizierung, Digitalisierung und Automatisierung. Als einzige große Industrie des verarbeitenden Gewerbes ist die reale Produktion in der Elektroindustrie mit vier Prozent Steigerung höher als vor Corona. Insgesamt hat sich die reale Produktion im verarbeitenden Gewerbe dagegen um acht Prozent reduziert.

Unternehmen planen höhere Investitionen

Auch die Aufwendungen der Digital- und Elektroindustrie für Forschung und Entwicklung in Höhe von 22,1 Milliarden Euro und Investitionen von neun Milliarden Euro sind auf Rekordniveau und oberhalb des Vor-Corona-Niveaus. Viele von den jährlich angemeldeten mehr als 13.000 Patenten zahlen auf die drei Megatrends ein. „Unsere Branche ist bei Patenten für grüne Technologien gut aufgestellt, sieht sich aber immer stärkerer Konkurrenz aus China ausgesetzt“, sagt Wolfgang Weber, Vorsitzender der ZVEI-Geschäftsführung. Die aktuelle ZVEI-Mitgliederbefragung habe gezeigt, dass 60 Prozent der Unternehmen in diesem Jahr überdurchschnittlich investieren wollen. Vier von fünf Unternehmen planen dies in Deutschland.

Deutschland muss ein weltoffenes Land bleiben

Der Verband der Digital- und Elektroindustrie tritt für Demokratie und eine liberale, offene Gesellschaft ein. Rassismus, Antisemitismus, Ausländerfeindlichkeit, jede Facette rechter Ideologie lehnt der ZVEI entschieden ab. In rechtsextremen Strömungen erkennt er die größte Gefahr für die demokratische Grundordnung, die Freiheit und das Ansehen Deutschlands in der Welt. Kegel erklärt abschließen: „Rechtsextremistische Parteien schaden dem Wirtschaftsstandort und damit dem Wohlstand. Dies gilt auch für die AFD.“