EAD-Talk: "In Zukunft werden Pumpen aus Prozessen lernen"

Adalbert Weigler, Business Development Manager bei Grundfos, im Gespräch mit EAD-portal.de über die Digitalisierung von Pumpen

Adalbert Weigler von Grundfos im Interview mit EAD-portal.de

Die digitale Transformation der industriellen Produktion bietet eine Vielzahl von operativen Vorteilen: von mehr Effizienz im Betrieb der Anlagen über eine höhere Produktqualität, geringere Ausschussmengen in der Fertigung bis hin zur Optimierung von Abläufen in Echtzeit und kürzere Markteinführungszeiten. Für Pumpenhersteller wie Grundfos ist die Digitalisierung ein zukunftsweisender Baustein. Das Unternehmen ist auf dem Weg zur Pumpe 4.0 bereits geraume Zeit unterwegs – mit selbstgesteckten hohen Zielen. EAD-portal.de sprach auf der ISH 2019 mit Adalbert Weigler, Business Development Manager bei Grundfos, über die Möglichkeiten der Digitalisierung für einen Pumpenbauer und seine Produkte.

EAD-portal.de: Herr Weigler, als Hersteller von Pumpen verfolgt Grundfos eine modulare Digitalisierungs-Strategie. Was genau verbirgt sich dahinter?

Digitalisierung sollte man Schritt für Schritt starten und nicht unmittelbar auf ein Gesamtkonzept setzen. Es empfiehlt sich, Ideen modular umzusetzen und diese agil anzupassen, denn Digitalisierung ist ein kontinuierlicher Prozess.
Grundfos verfolgt eine mehrstufige Digitalisierungs-Strategie.  Ein Beispiel für die Digitalisierung aus dem Produktbereich ist die Überwachung der Pumpentechnik. Hier erfolgt das Monitoring von z.B. Energieverbrauch, Druck, Temperatur, Volumenstrom und Verschleiß.  Darauf basierend erfolgt die Alarmierung des Betreibers inklusive der Interpretation festgestellter Fehler und einem Lösungsangebot.

Als nächster Schritt folgt die Optimierung des Systems. Hier erhält der Anlagenbetreiber Erkenntnisse und Hinweise zu einer verbesserten Betriebsweise, die über das Pumpenaggregat auch seine Anlage und seine Prozesse optimiert.

Über allem steht als Ziel die vorausschauende Instandhaltung – sie weist den Betreiber darauf hin, wann und wo in nächster Zeit ein Ausfall des Pumpensystems zu erwarten ist und ermöglicht so eine proaktive Wartung. Ich bin mir sicher, dass bei der Digitalisierung im Unternehmen die Technologie nicht eine hohe Herausforderung darstellt, sondern der Veränderungsprozess bei den Menschen selbst. Der „Digital Mindset“ im Unternehmen macht den Unterschied und führt zum Erfolg bei der digitalen Transformation.

EAD-portal.de: Alles wird zu 4.0, folglich auch die Pumpe. Wie digitalisiert Grundfos seine Produkte und wie profitiert der Kunde davon?

Die Digitalisierung fängt bei der Entwicklung an: Simulationen helfen, Produkte zu verbessern und diese schneller auf den Markt zu bringen, additive Fertigung und Customizing sind bereits heute ein Thema. Wir bei Grundfos fassen einen Teil dieser Entwicklungen unter der Begrifflichkeit "iSOLUTIONS" zusammen: Integrierte Pumpenlösungen und flexible modulare Systeme, bestehend aus Pumpen, Sensoren, Steuerungs- und Regelungskomponenten. Datenübertragungsschnittstellen zur offenen Kommunikation an übergeordnete Steuerungen und Systeme runden ein ganzheitlicher Systemansatz ab. Bei diesem werden mit intelligenter Technologie ausgerüstete Pumpen und Systeme an die Gegebenheiten der jeweiligen Bedürfnisse angepasst. So lassen sich eine optimale Förderleistung, hoher Gesamtwirkungsgrad und ein Höchstmaß an Betriebssicherheit gewährleisten.

Auf diese Weise können smarte Pumpen spezifische Funktionalitäten ausführen, optional auch andere Prozessparameter über zusätzliche freie Schnittstellen mit überwachen und wertvolle Daten generieren. Smarte Daten ermöglichen Condition Monitoring und führen zu Predictive Maintenance. Konnektivität und Sensoren spielen hierbei eine wichtige Rolle. Die Cloud-Anbindung unterstützt unsere Kunden bei der Orchestrierung und ermöglicht Optimierungspotentiale aufzudecken.

EAD-portal.de: Sie sprachen smarte Daten an. Diese sind eine der großen Herausforderungen in der digitalen Transformation, in der eine gigantische Datenmenge erhoben wird. Wie schafft es Grundfos, aus Big Data in Smart Data umzuwandeln?

Keine Frage: Der smarte Umgang mit den generierten Daten und deren Analyse ist ein wichtiger Teil der digitalen Transformation. Anhand unserer Erfahrung und Fertigungstiefe bei Pumpen, Motoren, Sensoren, Steuerungen und Systemen sind wir in der Lage, aus erhobenen Daten über intelligente Algorithmen für unsere Kunden nutzbare Erkenntnisse statt Rohdaten zu liefern.

Bei der Generierung von Daten helfen uns beispielhaft die "Grundos Direct Sensors". Das sind mikromechanische Halbleiter-Sensoren, die in der eigenen Wafer-Fabrik der Reinheitsklasse 10 produziert werden. Das Besondere hieran ist das direkte Messen auf einem Silicium-Chip. Eine Oberflächenbeschichtung aus amorphem Metallglas sorgt für dauerhaften Schutz des Sensor-Chips. Der unmittelbare Kontakt zum Medium gewährleistet eine schnelle Ansprechzeit, eine akkurate Messung mit großer Bandbreite sowie eine hohe Wiederholgenauigkeit.

Ich bin mir sicher: In Zukunft werden Pumpen noch mehr in der Lage sein, aus den Prozessen zu lernen und auf dieser Basis zu handeln.

EAD-portal.de: Spielen Apps und Cloudlösungen bei Ihnen eine Rolle?

Selbstverständlich - Digitalisierung ohne Vernetzung und Schnittstellen ist undenkbar. Apps und Widgets vereinfachen für den Kunden den Einstieg und liefern hier den Mehrwert – und darauf kommt es schließlich an!

Herr Weigler, wir danken Ihnen für das Gespräch!