EMI: Industrie erhielt im April einen weiteren leichten Dämpfer

Der IHS Markit/BME-Einkaufsmanager-Index (EMI) gibt einen allgemeinen Überblick über die konjunkturelle Lage

Die deutsche Industrie ist gut ins zweite Quartal 2018 gestartet, nicht zuletzt dank des beschleunigten Produktionswachstums. Allerdings blieb die Steigerungsrate deutlich unter den zum Jahreswechsel erreichten Hochs. Der saisonbereinigte IHS Markit/BME-Einkaufsmanager-Index (EMI) ermäßigte sich innerhalb von vier Wochen um 0,1 Punkte auf 58,1 und sank damit auf ein 9-Monatstief. Der Langzeit-Durchschnittswert von 52,4 Punkten wurde jedoch deutlich überschritten; das zeigt, dass die deutsche Industrie trotz der vierten Abkühlung in Folge noch immer ausgesprochen kräftig wächst.

Der PMI-Hauptindex spiegelt das Ergebnis der April-Umfrage zur Konjunkturlage in der deutschen Industrie in einem Wert wider. Eine EMI-Notierung unter der Referenzlinie von 50 signalisiert, dass die Geschäfte des Produzierenden Gewerbes im Vergleich zum Vormonat schrumpften; Werte über 50 signalisieren Wachstum. Ein Index von 50 bedeutet keine Veränderung zum Vormonat. „Der Industrie-Motor läuft zwar nicht mehr ganz so hochtourig wie noch Ende vergangenen Jahres. Dennoch gibt es angesichts des erneut relativ hohen EMI-April-Wertes keinen Grund zur Sorge“, betonte Dr. Silvius Grobosch, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik e.V. (BME), am Freitag in Frankfurt. Erfreulich sei zudem, dass sich die Geschäftsaussichten wieder stabilisiert hätten, nachdem diese über das 1. Quartal hinweg gefallen seien.

„Ein weiteres Mal bestätigt sich, dass der Zyklus lebt. Laut EMI ist die Dynamik von einem sehr hohen Niveau weiter leicht zurückgegangen. Die Nachfrage bleibt somit relativ hoch und der Preisdruck beschleunigt sich“, kommentierte Dr. Gertrud R. Traud, Chefvolkswirtin der Helaba Landesbank Hessen-Thüringen, die aktuellen EMI-Daten. Diese Thematik werde sich durch das ganze Jahr 2018 hindurchziehen. Sollten die geopolitischen Unsicherheiten sowie die protektionistischen Tendenzen ebenfalls weiter zunehmen, werde von der Ölpreisseite und durch höhere Zölle das Thema Preissteigerungen noch prominenter. „Der nachgebende Euro ist unserer Einschätzung nach nicht temporär und wirkt somit ebenfalls preissteigernd in der Eurozone. All diese Faktoren sollten eigentlich die EZB wachrütteln. Jetzt kommt es zum Lackmustest für die EZB“, sagte die Helaba-Bankdirektorin dem BME.

„Die EMI-Umfrageergebnisse bringen zum Ausdruck, dass die Unternehmen in der deutschen Industrie vor Selbstvertrauen strotzen. Allerdings wurde die Euphorie durch längere Lieferzeiten, Personalknappheit und Engpässe an Maschinen sowie Material etwas gedämpft“ sagte Dr. Ulrich Kater, Chefvolkswirt der Deka Bank, dem BME. Die Daten zeigten darüber hinaus, dass sich die Geschäftsaussichten in der Industrie verbessert haben und die Auftragsbücher voll sind. „Die deutsche Konjunktur bleibt zu Beginn des zweiten Quartals unter Dampf“, fügte Kater hinzu. „Auch wenn der Industrie-PMI im April auf den tiefsten Wert seit neun Monaten nachgab, lässt das noch nicht die Alarmglocken schrillen. Der Boom der zweiten Jahreshälfte 2017 mit rekordverdächtigen Lieferverzögerungen und Kapazitätsengpässen führte höchstwahrscheinlich zu einer leichten Überhitzung der Branche“, bewertete IHS-Markit-Chefvolkswirt Phil Smith die aktuellen EMI-Daten. Allerdings scheine „nach der erneuten Abkühlung die heißeste Phase hinter uns zu liegen, wenngleich die Wachstumsrate immer noch relativ hoch ist“, schreibt Smith in seinem IHS-Markit-Kommentar.

Die Entwicklung der EMI-Teilindizes im Überblick:

Industrieproduktion: Obwohl sich die Produktionssteigerungsrate im April wieder leicht vom 15-Monatstief im März erholte und auch höher ausfiel als im langjährigen Mittel, blieb sie deutlich hinter den zum Jahreswechsel erreichten Werten zurück. In allen drei von der Umfrage erfassten Industriebereichen wurde die Produktion kräftig ausgeweitet.

Auftragseingang insgesamt/Export: Nach dem Rekordwert im Dezember 2017 sank der Teilindex Auftragseingang zum vierten Mal hintereinander und weist aktuell das niedrigste Plus seit November 2016 aus. Dennoch waren die Auftragsbücher sowohl der Global Player als auch der KMU erneut sehr gut gefüllt. Die Exportbestellungen legten im April nur minimal stärker zu als zum 14-Monatstief im März. Neuaufträge gingen diesmal laut Befragten vor allem aus Asien, Europa und Nordamerika ein.

Beschäftigung: Der Beschäftigungszuwachs blieb im April zwar stärker als im Durchschnitt der vergangenen 22 Jahre seit Umfragebeginn, der Teilindex sank jedoch auf den tiefsten Wert seit August 2017. Am meisten neue Stellen wurden im Investitionsgüterbereich geschaffen, gefolgt vom Konsumgüterbereich.

Einkaufs-/Verkaufspreise: Der Anstieg der Einkaufspreise fiel im April so schwach aus wie zuletzt vor sieben Monaten. Verteuert haben sich laut Befragten vor allem Rohstoffe, insbesondere Stahl. Mit zum Kostenauftrieb trugen allerdings auch Liefer- und Kapazitätsengpässe bei, hieß es. Die Verkaufspreise wurden etwas stärker angehoben als im März, die Rate zählte erneut zu einer der höchsten seit über sieben Jahren. Aufgrund der kräftigen Nachfrage gelang es im April wieder mehr Unternehmen, die gestiegenen Kosten an ihre Kunden weiterzugeben als im Vormonat.

Jahresausblick: Nach dem 18-Monatstief im März verbesserten sich die Geschäftsaussichten binnen Jahresfrist wieder leicht. So rechnen besonders wegen der sehr guten Auftragslage und der damit verbundenen Auslastung drei Mal so viele Befragte mit Wachstum bis April 2019 als mit Geschäftseinbußen. Letztere könnten sich nach Aussage einiger Umfrageteilnehmer aus dem preisaggressiven Wettbewerb und einer Normalisierung der Lage nach der Überhitzung im Vorjahr ergeben. Der entsprechende Teilindex notiert aktuell auf dem zweitniedrigsten Wert seit September 2016.
 

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